Mittwoch, 26. Juni 2013

Murat Karayilan: " Unsere Friedensprozesse sind keine Schritte gegen ein anderes Land"

 von Farman Chomani

Erbil/ Hewler, Autonome Region Kurdistans


 Murat Karayiln der Vorsitzende der KCK sagte, dass die PKK immer noch auf den Schritt von Ankara warte, nachdem die PKK den ersten Schritt gemacht habe, in dem sie mit dem Abzug aus den türkischen Gebieten begonnen hat und in Richtung der Autonomen Region Kurdistans marschiert.
Des Weiteren sagte er, dass die irakische Regierung in Bagdad über den Abzug der PKK in "ihre" Berge informiert sei und die PKK Kämpfer ihnen versichert hätten vorerst in den Bergen zu bleiben. Außerdem sagte er, dass sie stets dem PKK-Führer treu bleiben werden, auch wenn sie die Berge verlassen und in die "Zivilisation" zurückkehren würden. 
Hier ist ein vollständiges Interview mit der Nachrichtenagentur Rudaw:

Rudaw: Habt ihr eingeplant mit den Guerillaeinheiten in die Städte der Autonomen Region zu gehen?

Murat Karayilan: Der Rückzug der PKK ist keine langfristige Entscheidung. Die Prozesse entwickeln sich Schritt für Schritt. Nach unserem Abzug ist nun die türkische Regierung an der Reihe den nächsten Schritt zu machen, welche es ist, eine Änderung in der Verfassung vorzunehmen, sowie die Existenz der Kurden anzuerkennen und ihnen ihre Rechte und Freiheit zu gewähren.
Die Guerilla werden die Städte der Autonomen Region betreten, in denen sie damit beschäftigt sind ihre Arbeit zu Erledigen und ihr Ziel zu erreichen.

Rudaw: Hat die Türkei nach dem Rückzug der Guerilla irgendwelche Schritte in Betracht gezogen, um den Erfolg der Prozesse zu unterstützen?

Murat Karayilan: Was die Türkei gemacht hat? Sie haben die militärischen Operationen gestoppt, damit die Prozesse ohne Behinderungen zwischen beiden Parteien fortgeführt werden kann. Die Türkei muss sich zusätzlich an die vorgegebene Forderungen halten. Zum Beispiel die Minenfelder in den Gebieten zu entschärfen und politisch Gefangene in den türkischen Gefängnissen, deren einziges Vergehen es war "zu ihren kurdischen Wurzeln zu stehen", frei zu lassen.
Die Verfassung der Türkei muss geändert werden, mindestens 10 Prozent der Verfassung, da es kurdische Parteien gibt, denen immer noch die Teilnahme an politischen Prozessen verweigert wird. Die Türkei ist bislang auf keine dieser Forderungen eingegangen. Wir haben unsere Pflicht erfüllt und die meisten Guerillaeinheiten sind aus den Gebieten abgezogen und nun ist die Türkei an der Reihe ihren Pflichten nach zu gehen.

Rudaw: Wie sehen eure Pläne in der Autonomen Region Kurdistans aus?

Karayilan: Südkurdistan ist genauso ein Teil von Kurdistan und hat ihre eigenen Probleme zu bewältigen. Da wären zum Beispiel die Auseinandersetzungen in Kirkuk, wobei wir hoffen, dass eine friedliche Lösung gefunden werden kann. Südkurdistan hat eine größere Chance eine volle Unabhängigkeit zu erlangen. Wir sind und bleiben neutral gegenüber den Parteien in Südkurdistan. Wir unterstützen sie alle und wir denken, dass sie ihre Einheit weiter ausbauen sollten.
Während unseres Aufenthalts in Südkurdistan ist es unsere Pflicht für den Schutz und die Stabilität der Region zu sorgen.

Rudaw: Wie ist die Haltung der Regierung der Autonomen Region (KRG) bezüglich der Friedensprozesse in Nordkurdistan?

Karayilan: Die Politik der KRG bezüglich der PKK und dem Führer der PKK, Abdullah Öcalan ist positiv zu bewerten. Viele haben die Petition für die Freilassung von Öcalan unterzeichnet, unter anderem der Premierminister Necirvan Barzani und wir hoffen, dass wir weiterhin seine Unterstützung in Hinsicht auf Öcalan erhalten.

Rudaw: Die irakische Regierung bestritt den Rückzug der Guerilla in das Kandil Gebirge. Was sagen sie dazu?

Murat Karayilan: Wir wollten alle betroffenen über die Schritte informieren. Sie haben unsere Pläne missverstanden und dachten, dass wir unsere Truppen in Kirkuk stationieren wollen, um gegen sie zu kämpfen. Jedoch ist das nicht wahr! Die Friedensprozesse in Nordkurdistan sollen keine Kriegserklärung gegenüber anderen Ländern sein. Unsere Politik im Mittleren Osten ist friedlich. Brüderlichkeit und Demokratie der Nationen sind einer der ersten und wichtigsten Punkte für die Kurden und wir werden uns nicht in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen.

Wir würden uns freuen, wenn die irakische Regierung unser Tun versteht und uns aufnimmt, sowie unsere Friedensprozesse unterstützt. Wir sind keine Feinde und wir hoffen, dass die Angelegenheiten zwischen der Autonomen Region Kurdistans und Bagdad auf einem friedlichen Weg gelöst werden können. Wir haben diese Handlungen durchgeführt, damit die Friedensprozesse erfolgreich verlaufen. Wir befinden uns seit 30 Jahren in diesem Gebiet und wir wollen nicht als Bedrohung für die irakische Regierung dastehen. Unser Ziel ist der Frieden und die Brüderlichkeit und wir hoffen, dass sie das auch so sehen.

 Rudaw: Es wird gesagt, dass die Guerilla sich auch nach Westkurdistan zurückziehe. Was sagen sie dazu?

Murat Karayilan: Wir müssen unsere Guerillaeinheiten da stationieren, wo sie sich selbstständig vor Ort verteidigen können. Unsere Kooperationen und Beziehungen mit der PYD liegen zwar schon etwas in der Vergangenheit, jedoch unterscheiden wir nicht zwischen den beiden Parteien. Es ist richtig, dass die PYD auch die Ideologie Öcalans als ihren Weg sieht, jedoch nicht in dem Sinne wie die PKK. Wir unterstützen die PYD, wenn es zu Problemen mit anderen Parteien kommt und auch wenn eine friedliche Lösung gefunden werden soll. Dennoch mischen wir uns nicht in die Angelegenheiten der PYD ein. Wir möchten eine Einheit in Westkurdistan und möchten, dass sie sich gemeinsam um die kurdische Gemeinden als Vereinigung kümmern.
Andere politische Parteigruppen sagen, dass sich die PYD von Westkurdistan ausgrenzen würde, die PYD argumentiert dagegen " als eine Einheit sich zusammen um Westkurdistan kümmern möchten".

Rudaw: Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen der PJAK und dem iranischen Regime. Was können sie uns dazu sagen?

Murat Karayilan: Die Pjak hat mit dem iranischen Regime am 05.09.2011 einen Waffenstillstand beschlossen und wir glauben, dass dieser fortgeführt wird. Es sollte zu keinen Konflikten in Ostkurdistan kommen in dieser Phase.

Rudaw: Ziehen die Vereinigten Staaten und die Europäische Union es in Betracht die PKK von der Terrorliste zu entfernen? Und was sind die Voraussetzungen, um dies durchzuführen?

Murat Karayilan : Sie erwähnten, dass sie diese Schritte in Erwägung zu ziehen und wir hoffen, dass nach den Worten auch die Taten folgen werden. Der PKK-Führer führt auch Gespräche mit der türkischen Regierung und seit drei Jahren werden Gespräche zwischen der PKK und der Türkei geführt. Alle wissen, dass die kurdische Frage in Nordkurdistan eine nationale ist. Die Türkei leugnet die Existenz der Kurden in der Türkei und führt Terroranschläge in Nordkurdistan durch. Der Westen muss dies berücksichtigen und ihre politischen Züge bezüglich der Kurden in Nordkurdistan verändern. Drei kurdische Aktivistinnen wurden in Paris ermordet und dieser Fall wurde immer noch nicht vollkommen aufgeklärt, daher sind wir auch sehr misstrauisch Europa gegenüber.

Rudaw: Was werden Sie als Vorsitzender der PKK, nachdem die Friedensprozesse vollbracht worden sind, tun?

Murat Karayilan: Ich werde die Bewegung weiterführen, um meine Nation zu schützen. Ich werde mich für meine Nation einsetzen, denn meine Hilfe wird in Kurdistan benötigt. Ich habe mein Leben der kurdischen Nation gewidmet und werde diesen Weg gehen und ihn weiterführen.

Rudaw: Die Menschen in der Autonomen Region Kurdistans kritisieren ihre Haltung, da diese sich seit dem Krieg nicht geändert habe, als sie sich noch in den Bergen gewesen sind. Würden sie dasselbe tun, wenn die Friedensprozesse erfolgreich sein sollten?

Murat Karayilan: So Gott will! Wir werden nicht auf die gleiche Weise wie die Führer in Südkurdistan agieren. So werden wir unsere Ansichten nicht ändern, sollten wir in die Städte zurückkehren. Zurzeit denken wir aber nicht darüber nach wie es kommen wird, da wir erst die ersten Schritte gemacht haben und noch einen langen Weg vor uns haben werden. In erster Linie denken wir jetzt an die Friedensprozesse.

Quelle: Rudaw, Serhildan News



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